Angesichts steigender Heizkosten denken immer mehr Bauherren über den Einbau einer Wärmepumpe nach. Das gilt nicht nur für Neubauten, sondern auch bei der Sanierung von alten Häusern.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
2022 das Jahr der Energiepreis-Explosion
Steigende Heizkosten werden gerade für viele zu einem großen Problem. Im Abrechnungsjahr 2022 steigen die Heizkosten voraussichtlich um 67 Prozent. Haushalte, die noch mit fossilen Brennstoffen wie Gas und Öl heizen, sind davon besonders betroffen.
Nicht jeder kann sich das leisten und muss entweder sparsamer heizen, oder eventuell Maßnahmen ergreifen, um die Heizung zu sanieren und mit einer alternativen Energie zu heizen. Eine Möglichkeit stellen dabei Wärmepumpen dar. Doch ist es überall möglich und sinnvoll auf Wärmepumpen umzustellen? Welche Folgekosten gehen damit einher?
Ist eine Wärmepumpe rentabel? (Video)
Wärmepumpen funktionieren nach dem umgekehrten Prinzip wie der Kühlschrank. Sie gewinnen einen großen Teil der für die Heizung notwendig Energie aus der Umwelt. Für den Betrieb der Pumpe brauchen Wärmepumpen aber dennoch Energie aus dem Stromnetz.
Wer eine Wärmepumpe installiert, merkt das direkt an der Stromrechnung. Wie viel Strom die Wärmepumpe benötigt, hängt davon ab, wie groß die zu beheizende Wohnfläche ist, welcher Wärmepumpentyp eingebaut ist, welchen Wirkungsgrad die Wärmepumpe hat und auch der energetische Standard des Hauses spielt dabei eine Rolle.
Video: Explodierende Energiepreise | SWR Zur Sache! Baden-Württemberg
Was kostet der Strom für die Wärmepumpe?
Bei vielen Stromversorgern gibt es eigene Wärmepumpentarife, die durchschnittlich ein Fünftel günstiger sind als der Tarif der Grundversorgung. Die Ersparnisse könnten für 2023 noch weiter steigen, denn dann fallen zwei Strompreisumlagen weg. Dafür braucht die Wärmepumpe allerdings einen eigenen Stromzähler. Für 2023 sollte sich der Preisunterschied zwischen Haushaltsstrom und Wärmestrom noch weiter verändern. Die Differenz beträgt dann 7 Cent pro Kilowattstunde.
Welche Voraussetzungen müssen für eine Wärmepumpe vorliegen?
Wärmepumpen sind nicht nur beim Bau eines neuen Hauses eine interessante Option. Sie kommt auch bei der Sanierung älterer Gebäude infrage. Dafür müssen die Voraussetzungen vor Ort passen. Oft sind weitere Umbauten notwendig, wie die Dämmung der Fenster, Wände und Decken oder der Austausch der Heizkörper. Das kostet zusätzliches Geld. Es ist wichtig, vor der Beauftragung genau zu prüfen, ob die Bedingungen vor Ort wirklich passen. Dabei kann die Wärmepumpenampel der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. sehr hilfreich sein.
Es geht oft um ganz banale Dinge:
- Hat das Gebäude ausreichenden Wärmeschutz, damit nicht zu viel Wärme verloren geht? Denn dann steigt der Stromverbrauch enorm an.
- Hat das Gebäude große Heizkörper, damit sich die Wärme effizient ausbreiten kann? Besonders gut geeignet sind Wand- oder Fußbodenheizung.
- Lässt sich die Wärmepumpe mit Ökostrom, am besten aus der eigenen Solaranlage, betreiben?
- Ist die Wärmequelle auf lange Sicht in der notwendigen Qualität und in ausreichender Menge vorhanden?
- Ist für die Erd- oder Grundwasser-Wärmepumpe eine Genehmigung notwendig?
- Sind weitere Einschränkungen zu berücksichtigen?
Wie effizient arbeiten Wärmepumpen?
Die Jahresarbeitszahl JAZ gibt die Effizienz einer Wärmepumpe an. Ein hoher Wert steht für eine hohe Effizienz. Im Idealfall liegt die Jahresarbeitszahl zwischen drei und vier. Eine JAZ von drei bedeutet, dass die Anlage aus einem Teil Strom drei Teile Wärme gewinnt. Wie effizient die eigene Anlage ist, lässt sich im Einstellungsmenü der Wärmepumpe genau nachschauen. Praktisch bedeutet dies, dass eine Wärmepumpe mit einem JAZ von 2,5, die in einem teilsanierten Gebäude mit 150 Quadratmetern Wohnfläche in Betrieb ist, einer Gasheizung bei den aktuellen Gaspreisen überlegen ist. Die Betriebskosten sind dann geringer als die der Gasheizung.
Wärmepumpe nicht in Eigenregie einbauen
Viele der aufkommenden Fragen können die Experten vom Bundesverband Wärmepumpen e.V., die Hersteller und auch fachkundige Installationsbetriebe beantworten. Es ist wichtig, dass die Anlage fachgerecht installiert und in Betrieb genommen wird, damit sie später auch wirklich einwandfrei funktioniert.
Bei der Planung kommt es besonders auf den Leistungsbedarf an. Es ist sehr wichtig, diesen genau zu ermitteln. Dazu brauchen die Experten sehr genaue Angaben zu den Heizgewohnheiten und zum Warmwasserverbrauch. Im Zweifelsfalls ist es sinnvoll, die Anlage lieber etwas kleiner als zu groß zu konzipieren. Für den Ausnahmefall kann im Winter eine elektrische Zusatzheizung für ausreichend Wärme sorgen. Es ist sinnvoll, bei der Planung auch zu prüfen, ob sich eine thermische Solar- oder Fotovoltaikanlage lohnt, um günstigen Strom mit der Wärmepumpe zu kombinieren.
Video: Energiepreis-Explosion: Anstieg bis um 450 Prozent
Wärmepumpen auf dem Vormarsch
Wärmepumpen machen die Nutzer unabhängig von fossilen Energieträgern, vorausgesetzt der Strom kommt ebenfalls aus erneuerbaren Energien. In neuen Häusern ist die Wärmepumpe mittlerweile die dominierende Heiztechnik. Doch nur ein kleiner Anteil der etwa 20 Millionen Wohngebäude in Deutschland sind Neubauten. Etwas mehr als eine Million ist derzeit mit Wärmepumpentechnik ausgestattet. Über 19 Millionen Haushalte heizen noch mit Gas oder Öl oder beziehen Fernwärme.
Damit die Bundesregierung ihre ambitionierten Klimaziele bis 2030 erreichen kann, sind noch weitere 4,5 bis 6 Millionen notwendig. Das ist eine große Aufgabe, denn in den letzten zehn Jahren haben Bauherren gerade einmal 880.000 Wärmepumpen eingebaut.
Staatliche Unterstützung soll die Nachfrage ankurbeln
Mit staatlicher Förderung will die Bundesregierung die Nachfrage nach Wärmepumpen weiter ankurbeln. Die Fördermaßnahmen sollen die höheren Anschaffungskosten auffangen. Ziel ist es unabhängig von ausländischen Energielieferungen zu werden. Es gibt Zuschüsse zur Installation und auch eine Kostenerstattung für einen professionellen Energiecheck. Diese Förderung gibt es über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle oder über die kfW.
In manchen Ländern gibt es auch Förderung für den Einbau einer Wärmepumpe. Wie hoch der Zuschuss letztendlich ausfällt, hängt beispielsweise auch von der Art der Wärmepumpe ab. Die Fördersätze liegen bei 25 bis 30 Prozent. Wird eine funktionstüchtige Gas-, Kohle-, Öl- oder Nachtspeicherheizung ersetzt steigt die Förderung auf 35 bis 40 Prozent.