Umweltbundesamt und Deutsche Energie-Agentur mahnen: In der Bundesrepublik herrscht noch viel Energiesparpotenzial bei mehr als 10 Millionen Gebäuden. Wer in die Sanierung der eigenen vier Wände investiert, spart langfristig und entlastet die Umwelt. Doch die Kosten dafür müssen Immobilienbesitzende nicht alleine stemmen, sondern erhalten durch geschickt genutzte Fördermöglichkeiten Zuschüsse durch die Bundesregierung. Was förderfähig ist und das größte Energiesparpotenzial bietet, zeigen diese Tipps!
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
1. Heizung sanieren: Mehr als 50 Prozent aller Heizungen haben Sanierungspotenzial
Das Schornsteinfegerhandwerk erhob 2019 interessante Daten für den Zustand der Heizungsanlagen in Deutschland. Insgesamt wurden bis dahin mehr als 20,2 Millionen davon verbaut, wobei Warmwasserheizung und Raumheizung nicht in die Erhebungen fielen. Bei den Untersuchungen fiel auf, dass mehr als 60 Prozent der Gasheizungen und sogar über 70 Prozent aller Ölheizungen in Deutschland Sanierungspotenzial haben und mehr als 20 Jahre alt sind.
Experten wissen, dass die älteren Heizungsmodelle deutlich ineffizienter und damit kostenintensiver arbeiten als innovative Anlagen. Zeit für Immobilienbesitzende, über einen Wechsel und einen Wärmepumpeneinbau nachzudenken. Wie aktuelle Zahlen zeigen, ist die Zahl der verbauten Wärmepumpen in den letzten Jahren deutlich gestiegen, vor allem 2021 und 2022.
Die Kosten für den Einbau einer Wärmepumpe können stark variieren, denn es gibt verschiedene Grundgeräte-Modelle. Hinzu kommen die damit verbundenen variablen Installationskosten. Günstige Wärmepumpenkonzepte gibt es beispielsweise schon ab ca. 14.000 Euro, preisintensive Systeme kosten mehr als 28.000 Euro. Ausgaben in diesen Größenordnungen haben längst nicht alle Immobilienbesitzenden im Sparstrumpf. Ein Darlehen zur Finanzierung der Sanierungskosten kommt deshalb häufig infrage, denn so lassen sich die Ausgaben bequem in mehreren monatlichen Raten passend zum Haushaltsbudget zurückzahlen.
Unterstützung besteht dabei durch die vielen Fördermöglichkeiten, denn das Bundesministerium der Finanzen stellt verschiedene Optionen für energetische Sanierung zur Verfügung. Pro Wohnprojekt gibt es bis zu 40.000 Euro, unter anderem für den Einbau einer neuen Heizungsanlage mit Wärmepumpe oder die Optimierung bestehender Anlagen.
Ein neues Heizsystem (beispielsweise über eine Wärmepumpe) bietet Einsparpotenzial für die ganze Familie und wird sogar durch KfW-Förderprogramme unterstützt.
2. Dämmung der Außenwände spart Energie: Bis zu 30 Prozent jährlich sind laut Experten drin
Auch die Fassadendämmung weist laut vielen Experten Verbesserungspotenzial in Deutschland auf. Untersuchungen zeigen, dass ca. 58 Prozent aller Gebäude mit einer guten Dämmung versehen sind. Allerdings gibt es deutliche Differenzen zwischen den einzelnen Bundesländern. Während Niedersachsen mit mehr als 68 Prozent fachgerechter gedämmter Fassaden vorbildlich ist, gibt es im Saarland deutlich mehr Sanierungspotenzial. Hier sind nämlich nur ca. 41 Prozent aller Immobilien ausreichend gedämmt.
Laut einem europäischen Beschluss sollen Immobilien bis 2030 deutlich höhere Energiestandards erfüllen. Das zwingt auch viele Bürger in Deutschland zum Handeln und zur Fassadensanierung. Auch hier gibt es Unterstützung durch den KfW (Nummer 261), denn pro Quadratmeter können Kostenbelastungen zwischen 20 und 400 Euro entstehen.
3. Damit die Energie nicht entweicht: Mehr als 40 Prozent der Fenster sind sanierungsbedürftig
Nicht nur Heizungsanlagen oder Fassaden deutscher Immobilien weisen Verbesserungspotenzial auf, sondern auch Millionen Fenster. Wie der Verband Fenster und Fassade in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Flachglas in Erhebungen 2021 herausfand, sind mehr als 235 Millionen Fenstereinheiten energetisch sanierungsbedürftig.
Viele Fenster sind beispielsweise nur mit Einfach- oder unbeschichtetem Isolierglas versehen. Würden sie alle getauscht werden, ließen sich damit laut Expertenrechnung ca. 12, 3 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen. Wie kostenintensiv eine Sanierung der Fenster in der Immobilie wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wer die standardisierte Größe von ca. 1,2 m mal 1,2 m verwendet, muss mit Kosten pro Fenster von ca. 500 Euro inklusive Einbau kalkulieren. Maßanfertigungen oder hochwertige Materialien machen die Fenster deutlich teurer.
4. Solaranlagen entlasten die Haushaltskasse, kosten jedoch zunächst
Der Einbau neuer Fenster hilft, einen hohen Energieanteil zu sparen. Doch clevere Immobilienbesitzende gehen noch einen Schritt weiter und sorgen dafür, dass sie benötigte Energie zum Großteil selbst gewinnen. Behilflich dabei sind Solaranlagen, die sich gut versteckt auf dem Dach montieren lassen. Abhängig von der Anzahl kostet die Nutzung der Sonnenenergie ab etwa 5.000 Euro. Auch hierfür stehen über die KfW verschiedene Fördermöglichkeiten zur Verfügung.
Wer eine Wärmepumpe installiert hat, kann auch sie mit Solarthermie-Anlagen kombinieren und effizient Heizwärme produzieren und warmes Wasser aufbereiten. Der Betrieb der Wärmepumpe erhöht den Eigenverbrauch der Solaranlage, sodass beispielsweise weniger Rückvergütung durch die Einspeisung überschüssigen Stroms in das Netz erfolgt. Durch die angepasste Vergütung ab 2021 lohnt sich der erhöhte Eigenverbrauch jedoch. Noch vor einigen Jahren wurden 50 Cent für die Solarstromeinspeisung im öffentlichen Netz gezahlt. 2021 sind es ca. 7 Cent. Durch die Nutzung des produzierten eigenen Stroms wird die Wärmepumpe ohne weitere Energiekosten betrieben und kann mit der Photovoltaikanlage ein autarkes System bilden.
5. Dämmung des Daches: Millionen Immobilien in Deutschland haben Nachholbedarf
Das Dach bildet bei vielen älteren Immobilien die energetische Schwachstelle. Ungedämmt können hier jährlich Tausende Euro Heiz- und Energiekosten entweichen, im wahrsten Sinne. Wer seine Dämmleistung des Daches erhöht und damit seine Heizkosten reduziert, spart vor allem langfristig. Um die Kosten von meist mehreren Zehntausend Euro realisieren zu können, greifen KfW und BAFA Immobilienbesitzenden unter die Arme und fördern mit einem Zuschuss von ca. 15 Prozent. Wie hoch die individuelle Unterstützung tatsächlich ist, hängt vom Sanierungsfahrplan ab. Wer es geschickt anstellt, kann sich sogar den iSFP-Bonus als Zusatz mit 5 Prozent sichern.
Neben den Fördermöglichkeiten kann die Dachsanierung sogar steuerlich geltend gemacht werden. Erfolgen die Arbeiten durch Handwerker, sind sie in den sogenannten „haushaltsnahe Dienstleistungen“ bei der Jahressteuererklärung einzutragen und bringen eine Senkung der Einkommensteuer.
Tipp: Die energetische Dachsanierung ist meistens nur ein Bestandteil des Gesamtkonzeptes. Um nicht nur alle Fördermöglichkeiten zu nutzen, sondern auch einen Überblick aller notwendigen Maßnahmen zu erhalten, ist Profi-Unterstützung essenziell. Gebäudeenergieberater erstellen den Sanierungsfahrplan und beraten bei allen Fragen zu Gesetzen, Anträgen und Co. Die Kosten dafür betragen ca. 800 bis 1.000 Euro, wobei bis zu 80 Prozent durch das BAFA zurückerstattet werden.